"Hope Molecules" oder Myokine haben in der medizinischen Gesellschaft in den letzten Jahren großes Interesse geweckt, da sie über die allgemeine körperliche und geistige Gesundheit hinaus, insbesondere im Zusammenhang mit der Krebsbehandlung und -heilung, potenzielle Vorteile bieten. Die Schnittstelle zwischen Sportwissenschaft und Onkologie eröffnet vielversprechende Wege zur Erhöhung der Lebensqualität und der Gesundheit von KrebspatientInnen, angefangen bei der Verbesserung des Immunsystems bis hin zur Reduzierung systemischer Entzündungen, dem Erhalt der Muskel- und Körperkraft und positiven Einflüssen auf die psychische Verfassung.
Konkret kann regelmäßige, körperliche Aktivität die Belastbarkeit während der Behandlung erhöhen und häufige Nebenwirkungen reduzieren. Besonders zu beachten sind die psychologischen Aspekte einer solch lebensverändernden Diagnose, die eine enorme Belastung für die psychische Gesundheit eines Menschen darstellen und welchen man durch physische Betätigung positiv begegnen kann.
ENTFESSELTE KRAFT: Wie "Hope Molecules" (geistige und körperliche) Gesundheit sowie Fitness fördern und was sie für KrebspatientInnen tun können:
„Hope Molecules“ sind Proteine, die von Muskelfasern während des Trainings produziert werden. Das Wort „Hoffnung “ weist auf ihre Fähigkeit hin, die Stimmung zu heben, da sich die Moleküle während der Muskelkontraktion im gesamten Körper verteilen und zwischen Muskeln oder Organen, wie dem Gehirn, kommunizieren. So setzt jede Bewegung Moleküle in den Blutkreislauf frei, die positive Effekte verbreiten...
auf der physischen Seite…:
Entzündungshemmende Eigenschaften:
Chronische Entzündungen tragen zum Tumorwachstum bei. Da Myokine wertvolle entzündungshemmende Eigenschaften besitzen, können sie das Krebswachstum und die Tumorbildung verlangsamen und entzündungsbedingten Krankheiten entgegenwirken.
Verbesserung des Immunsystems:
Sport stärkt die Immunantwort des Körpers, was zu einer besseren Immunabwehr bei KrebspatientInnen und, im Optimalfall, zur Zerstörung von Krebszellen führt. Durch Bewegung werden bestimmte Myokine produziert, die eine wichtige Rolle bei der Aktivierung, der für diese Eliminierungen verantwortlichen natürlichen Killer- und T-Zellen, spielen.
Muskelerhalt und Körperkraft:
Kachexie bezeichnet den Muskelschwund sowie die regelrechte "Auszehrung" des Körpers, welche/r mit Krebs und seiner Behandlung einhergehen kann. Dieser häufigen Nebenwirkung können durch Bewegung produzierte Myokine entgegenwirken, da sie die Muskelmasse erhalten und die Kraft steigern und so gegen den systemischen Abbau wirken. So werden die Mobilität, Unabhängigkeit und allgemeine Lebensqualität von KrebspatientInnen deutlich verbessert.
Verbesserte Verträglichkeit der Behandlung:
KrebspatientInnen, die körperlich aktiv sind, vertragen Behandlungen wie Chemo- und Strahlentherapien möglicherweise besser. Es hat sich gezeigt, dass körperliche Betätigung einige der Nebenwirkungen der Behandlungen wie Müdigkeit, Übelkeit und Neuropathien lindert und PatientInnen "angenehmer" durch die Therapie führt.
… auf der psychischen Seite:
Emotionale Unterstützung:
Eine Krebsdiagnose und die einhergehende, komplexe Behandlung, sind psychisch oft sehr belastend. Die Patientinnen entwickeln Ängste, auch Depressionen können ausgelöst werden und so profitieren sie von der antidepressiven, stimmungsaufhellenden Wirkung der "Hope Molecules". Sie setzen Neurotransmitter wie Serotonin und Dopamin, auch „Wohlfühlhormone“ genannt, frei und tragen so zur Verbesserung der allgemeinen Stimmung bei. Auch fördern sie eine positivere Einstellung während der Behandlung.
Mentale Belastbarkeit:
Durch die regelmäßige Ausschüttung von Myokinen wird die psychische Belastbarkeit gestärkt, wodurch eine Krebserkrankung besser bewältigt werden kann.
Kognitive Funktion:
Myokine unterstützen die Gesundheit des Gehirns durch Neurogenese und verbessern so das Gedächtnis, das Lernen und die allgemeine kognitive Funktion. Dies ist zwar eher ein allgemeiner Vorteil der "Hope Molecules", der aber auch KrebspatientInnen und deren Lebensqualität zu Gute kommt.
Wenn wir an Bewegung denken, sind die ersten Assoziationen, die häufig in den Sinn kommen die körperlichen Vorteile, wie stärker, fitter und vielleicht sogar jene, gesünder zu werden. Das mag zwar stimmen – die Empfehlung für Krebspatienten zu Sport laut der American Cancer Society und dem US-Gesundheitsministerium lautet 150 bis 320 Minuten körperliche Aktivität pro Woche (nach Rücksprache mit einem Arzt) – werden aber die mentalen Vorteile für einen Menschen, der eine schwere Krankheit durchlebt, oft nicht berücksichtigt bzw. häufig unterschätzt. Unser emotionaler Geisteszustand kann genauso trainiert und gepflegt werden wie unser Körper. Yoga bietet hier einen optimalen Zugang nicht nur zur physischen, "myokinauslösenden" Praxis, sondern lenkt auch das Bewusstsein auf unsere Gefühle und unterstützt bei einem Ungleichgewicht die Verbesserung der psychischen Gesundheit durch Achtsamkeit, Entspannung und Atmung.
Welche Relevanz hat hier Beständigkeit? Regelmäßiges Training ist wichtig, da die Vorteile von Myokinen kumulativ sind. Das bedeutet, je konsequenter und häufiger trainiert wird, desto bessere Ergebnise werden erreicht. Physische Aktivität ist ein wichtiger Teil des (Selbst-)Pflegeplans. Sie fördert das Wohlbefinden der meisten KrebspatientInnen, wenn durchgeführt auf sichere, sanfte und wirksame Weise.
Zusammengefasst...
"Hope Molecules" werden bei körperlicher Betätigung von den Muskeln produziert und wirken entzündungshemmend, immunstärkend, emotionasaufhellend, muskelschonend und allgemein gesundheitsfördernd. KrebspatientInnen können bessere Behandlungsergebnisse und eine gesteigerte Lebensqualität erwarten.
Experten empfehlen physische Bewegung (wie z.B. onkologisches Yoga) und betrachten diese als wesentlichen Bestandteil einer ganzheitlichen onkologischen Begleitung, die PatientInnen auf dem Weg der Genesung viele positive Nutzen verspricht.
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